Santa Precaria und San Precario begleiten Aktivist*innen der EuroMayDay-Bewegung und des PrekärCafé seit deren Anfängen. Angesichts der Zunahme befristeter und unsicherer Lohnarbeitsverhältnisse symbolisierten diese Schutzheiligen eine kollektive Suchbewegung nach Umgangsformen mit den „Übeln“ der Prekarisierung. Die Flexibilisierung und Prekarisierung allgemeiner Arbeits- und Lebensverhältnisse in Italien und Europa verlangten nach neuen Formen, kollektive Kampf- und Handlungsfähigkeit zu erlangen.
Im Zuge der Bewegungen gegen Prekarisierung in Italien zum Leben erweckt, stellten Santa Precaria und San Precario den Versuch dar, Vernetzungs- und (Selbst-)Organisierungsformen jenseits traditioneller gewerkschaftlicher Repräsentationsformen zu finden. Damit waren sie auch namensgebend für ein italienweites Netzwerk von Punti San Precario: Orte der rechtlichen Beratung und Unterstützung bei Arbeitskonflikten und Ausgangspunkte der (Selbst-)Organisierung von Arbeitskämpfen. Im Dezember laden wir euch ein, mit uns über jene Orte in Italien zu sprechen, die diese vielfältigen Organisierungsbestrebungen der von Prekarisierung betroffenen Menschen beispielhaft auf den Punkt bringen sollten: die Punti San Precario in Mailand und Turin. Im Zentrum der Veranstaltung stehen dabei die verschiedenen Erfahrungen von Selbstorganisierung und Vernetzung, die angesichts vielfältiger und unterschiedlicher prekarisierter Arbeits- und Lebensverhältnisse an diesen Orte gesammelt wurden:
– Welche Anforderungen stellen diese Verhältnisse an Orte der Organisierung?
– Welche Allianzen wurden geschlossen, und welche Formen haben die gemeinsamen Organisierungsprozesse und Arbeitskämpfe dadurch angenommen?
– Welche Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der Repräsentation prekärer Subjektivierungsformen wurden dabei erkundet?
– Wie gestaltete sich das Verhältnis zu Gewerkschaften und anderen Teilen der organisierten Arbeiter*innenschaft?
– Was für Erfolge konnten erzielt werden, und was für Rückschläge waren dabei hinzunehmen?
Darüber und über viele weitere Fragen diskutieren wir mit Kristin und Dario, zwei Aktivist*innen aus Italien und Deutschland, die in den beiden Punti San Precario in Mailand und Turin aktiv waren.